In Rotterdam leisten 15.000 Ladestationen für Elektrofahrzeuge Pionierarbeit: Sie stabilisieren das niederländische Stromnetz. Doch sie sind weit mehr als nur Ladeinfrastruktur – sie bilden Europas größtes virtuelles Kraftwerk und machen aus einer potenziellen Belastung des Netzes eine innovative Lösung für die Integration erneuerbarer Energien.
Regierungen und Unternehmen weltweit stehen vor ähnlichen Herausforderungen in der Energieversorgung. Stromnetze, die ursprünglich für eine zentralisierte und vorhersehbare Erzeugung ausgelegt waren, geraten durch die dezentrale, wetterabhängige Natur von Wind- und Solarenergie zunehmend unter Druck. Gleichzeitig wächst das öffentliche Ladenetz für Elektrofahrzeuge in Europa rapide – mit einer jährlichen Wachstumsrate von 55,4 % und mehr als 900.000 Ladepunkten Ende 2024. Ohne eine intelligente Energieverteilung könnte das unkontrollierte Laden von E-Fahrzeugen das Netz unnötig belasten und die Kosten in die Höhe treiben. Doch in Rotterdam entsteht eine bahnbrechende Lösung, bei der ein Netz aus über 15.000 Ladestationen als intelligentes Ladenetz betrieben wird und so den Weg zu einer widerstandsfähigeren und klimafreundlichen Energiezukunft ebnet.
Die fehlende Verbindung beim Ausbau der erneuerbaren Energien
Erneuerbare Energien sind der Schlüssel zur Erreichung der EU-Klimaziele für 2030, die eine CO₂-Reduzierung um 42,5 % im Vergleich zu 1990 fordern. Um dies zu erreichen, werden immer mehr Industrieprozesse, Heizsysteme und Fahrzeuge elektrifiziert, was die Stromnachfrage stark ansteigen lässt. Doch mit der zunehmenden Unvorhersehbarkeit von Angebot und Nachfrage entsteht eine kritische Lücke: die Netzstabilisierung ohne fossile Brennstoffe.
In der Vergangenheit war vor allem die Nachfrageseite unberechenbar, während die Stromerzeugung relativ einfach vorhergesagt und angepasst werden konnte. Heute sind sowohl Nachfrage als auch Erzeugung immer schwieriger vorherzusagen, was zu häufigeren Ungleichgewichten in Spitzen- und Schwachlastzeiten führt. Gasturbinen wurden traditionell zur Netzstabilisierung eingesetzt, da sie schnell hoch- und heruntergeregelt werden können. Doch diese Abhängigkeit untergräbt die Bemühungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Zwar senkt die Elektromobilität die Gesamtemissionen erheblich, doch die fortgesetzte Nutzung von Gaskraftwerken in Spitzenzeiten schwächt die Nachhaltigkeitsstrategie und bietet Angriffsfläche für Kritik.
Da das Ziel die schrittweise Abschaffung von Gasturbinen ist, können Ladestationen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung von emissionsfreiem Ausgleichsstrom übernehmen. Dies erfordert jedoch eine enge Zusammenarbeit entlang der gesamten Energiewertschöpfungskette – von der Erzeugung bis zum Endverbrauch. In den Niederlanden arbeiten der nationale Netzbetreiber TenneT, Energieversorger und Ladeinfrastruktur-Spezialisten zusammen, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
Ein datengetriebenes Lade-Ökosystem
Zu den zentralen Akteuren zählt Equans, der eines der größten öffentlichen Ladenetzwerke betreibt und sicherstellt, dass E-Fahrer schnell und zuverlässig laden können. Um die Ladepunkte effizient zu verwalten, Smart Charging zu ermöglichen und finanzielle Transaktionen exakt abzuwickeln, arbeitet Equans mit Smatch, einem intelligenten Lade-Managementsystem, und Last Mile Solutions aus Rotterdam zusammen. Last Mile Solutions ist eine führende Plattform für Lade- und Energieabrechnungen. Gemeinsam stellen sie ein skalierbares, transparentes Ladenetz bereit, das in der Metropolregion Rotterdam 30 Gemeinden und über 3,5 Millionen Menschen unterstützt.
Ein virtuelles Kraftwerk: die smarte Lösung für Netzungleichgewichte
Um die 15.000 Ladestationen zu steuern, haben die Partner ein „virtuelles Kraftwerk“ geschaffen. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Kraftwerk erzeugt es keinen Strom, sondern verwaltet und balanciert Energie aus verschiedenen Quellen, um das Netz stabil und effizient zu halten. Mit einer Kapazität von 11 MW zählt es zu den größten und innovativsten virtuellen Kraftwerken weltweit.
Wenn die Netznachfrage steigt oder das Angebot erneuerbarer Energien sinkt, reduziert das System die Ladeleistung vieler Stationen um kleine Beträge – für einzelne Nutzer kaum spürbar, aber in Summe mit großer Wirkung für das Netz.
Die Kontinuität von 5 Millionen Transaktionen
Der Erfolg dieser Lösung hängt von präzisen Echtzeit-Daten zu Angebot und Nachfrage ab. Denn ohne die richtige Technologie bleibt selbst die beste Ladeinfrastruktur nur eine Hardware-Komponente.
Equans setzt dabei auf die Plattform von Last Mile Solutions, die Echtzeit-Daten von allen 15.000 Ladestationen integriert. Mit rund 5 Millionen Transaktionen pro Jahr stellt sie eine präzise Abrechnung für E-Fahrer sowie eine nahtlose Umsatzverteilung an Stromversorger und Equans sicher. Gleichzeitig ermöglicht sie eine Überwachung der Netzleistung, die Optimierung des Betriebs und eine schnelle Reaktion bei technischen Problemen – für maximale Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur.
Erhebliche CO₂-Reduktion
Durch die gezielte Reduzierung von Netzungleichgewichten konnten im Jahr 2024 schätzungsweise 215 Tonnen Treibhausgase eingespart werden – das entspricht 850 Flügen zwischen Amsterdam und Rom. Das virtuelle Kraftwerk legt den Grundstein für ein nachhaltiges Ökosystem, in dem intelligente Ladelösungen die Energiewende beschleunigen.
In diesem neuen Ökosystem tragen Elektrofahrzeuge und ihre Ladeinfrastruktur aktiv zur Erreichung der Klimaziele bei. Dank der Zusammenarbeit zwischen Equans, Smatch und Last Mile Solutions erfüllt dieses Ladenetz nicht nur aktuelle Anforderungen – es definiert die Zukunft der Elektromobilität.
Die Rolle des Charge Point Management Systems
Im Zentrum dieser Transformation steht das Charge Point Management System von Last Mile Solutions. Es fungiert als zentrales Steuerungssystem, das alle Komponenten des Netzwerks miteinander verbindet.
Equans über Last Mile Solutions:
„Last Mile Solutions bietet uns die Zuverlässigkeit und Effizienz, die wir für den Betrieb unseres Ladenetzes benötigen. Ihre Plattform gewährleistet stabile Transaktionen, eine nahtlose Zahlungsabwicklung und Echtzeit-Einblicke, sodass wir unser Netzwerk mit Vertrauen skalieren und optimieren können.“
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